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Praktikumsbericht von Katja Vobiller (01.08. - 10.10.2002)


Einleitung

Das Praktikum in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden diente zum Erwerb von Erfahrungen und Kenntnissen bei der Arbeit in einem Ausstellungshaus. Der Direktor der Kunsthalle Dr. Matthias Winzen hatte im Wintersemester 2001/02 eine Veranstaltung im Fach Museumskunde in der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. geleitet. Das Seminar "Zeitgenössische Kunst zeigen" bezog sich inhaltlich u.a. auf das Konzept der Kunsthalle, woraufhin Dr. Winzen ein Praktikum anbot, das ich in der vorlesungsfreien Zeit absolvieren konnte. Der Zeitraum von zehn Wochen ermöglichte eine intensive Einarbeitung in unterschiedlichen Abteilungen, so dass ich in den einzelnen Bereichen einen Einblick gewinnen konnte. Die Arbeitsbereiche waren sehr vielseitig und abwechslungsreich, und im Gegensatz zur universitären Tätigkeit, die im Normalfall sehr theoretisch abläuft, konnte ich direkt mit dem praktischen Arbeitsfeld eines Ausstellungshauses vertraut werden.
Zu den verschiedenen Aufgaben gehörten z.B. Recherche für Kataloge und weitere Ausstellungen, redaktionelle Textarbeit, Pressearbeit oder auch Übersetzungen.


Einzelne Tätigkeiten

  • Recherche für "Die Wohltat der Kunst - Post\Feministische Positionen der 90er Jahre aus der Sammlung Goetz", eine Ausstellung, die am 13. September 2002 eröffnet wurde. Anlässlich der Ausstellung wurde ein Katalog publiziert, in dem die Künstlerinnen und Künstler präsentiert wurden. Für die einzelnen Texte habe ich im Internet und mit Hilfe früherer Publikationen in der Bibliothek der Kunsthalle recherchiert.
  • Recherche für "DISSIMILE- Prospektionen; junge europäische Kunst"
    DISSIMILE ist ein sehr umfangreiches Ausstellungsprojekt, das am 30. November 2002 eröffnet wird. Die kulturelle Vielfalt in Europa soll durch junge Künstler repräsentiert werden, wobei die Ausstellung nicht nur international, sondern auch spartenübergreifend sein wird. Es werden innovative Tendenzen aus den Bereichen Bildende Kunst, Design, Architektur und Film vorgestellt. Theater-, Tanz-, Musikaufführungen, Performances, Modellpräsentationen, Aktionen und Gespräche sowie eine Fachtagung mit Podiumsdiskussion werden die Ausstellung als Sonderveranstaltungen mit Festivalcharakter begleiten. Für das interessante Projekt habe ich größtenteils über das Internet recherchiert, telefonischen und brieflichen Kontakt auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch zu einzelnen Künstlern, Archiven oder Agenturen hergestellt, um eine Auswahl von Künstlern der unterschiedlichen Länder und Sparten treffen zu können. Besonders habe ich mich mit Musik und Film auseinandergesetzt. Ich habe Musiker kontaktiert, die für eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung in Frage kommen. Die Filmrecherche erfolgte z.T. über Archive in Deutschland, v.a. aber auch direkt über Spanien.
  • Redaktionelle Mitarbeit
    Ein weiterer wichtiger Bestandteil meines Praktikums war die redaktionelle Arbeit. Texte, Interviews oder Vorträge mussten für Publikationen bearbeitet werden. So habe ich beispielsweise an Verschriftlichungen eines Interviews zwischen Ingvild Goetz (Sammlung Goetz, München) und Dr. Matthias Winzen oder eines Vortrags von Benjamin Buchloh über Gerhard Richter mitgearbeitet.
  • Auf- und Abbau der Ausstellungen
    Zwischendurch war ich zwei Wochen lang am Abbau der Ausstellung "Schwarzwaldhochstrasse" und am Aufbau der "Wohltat der Kunst" beteiligt, wobei mir der Umgang mit den Kunstwerken und z.T. mit den Künstlern selber sehr gefallen hat. Es war schön, mit Originalen umzugehen, eine gewisse Verantwortung hinsichtlich des richtigen Umgangs zu haben. Interessant ist auch, mit zu überlegen, wo und wie die einzelnen Werke gehängt oder gestellt werden können und die entsprechende Beschilderung angebracht wird, so dass an der ästhetischen Wirkung nichts verloren geht. Außerdem habe ich während des Aufbaus nach fachlicher Anleitung papierrestauratorische Arbeiten bei einer großen Installation ausgeführt.
  • Öffentlichkeitsarbeit
    In der intensiven Phase der letzten zwei bis drei Wochen vor Ausstellungsbeginn war ich mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. Journalisten von verschiedensten Zeitungen, Radio und Fernsehen mussten informiert und zur Pressekonferenz und Sammlergespräch eingeladen, Pressemappen zusammengestellt und verschickt, Informationsmaterial verteilt werden.
  • Fremdsprachenkenntnisse
    Meine Fremdsprachenkenntnisse in Spanisch, Französisch, Englisch und Italienisch sind mir bei den diversen Recherchearbeiten und der Kontaktierung ins Ausland zugute gekommen. Häufig habe ich fremdsprachige Texte oder Briefe übersetzt oder geschrieben, Telefonate geführt, Informationen eingeholt.

  • Vertretung im Sekretariat
    Tageweise übernahm ich die Vertretung im Sekretariat. Anrufe mussten entgegen genommen, Termine vereinbart, die Post erledigt werden etc.
  • Teamsitzungen
    Ungefähr einmal pro Woche haben sich die Mitarbeiter versammelt zu den sogenannten Teamsitzungen. Es wird alles besprochen, was in der Woche so anfiel, was noch zu erledigen und zu organisieren ist, etc. Diese Besprechungen betreffen die Kuratoren, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Haustechnik und die Bibliothek. Diese Einrichtung der Teamsitzungen bringt den Vorteil, dass man sich mindestens einmal pro Woche über alles Anstehende austauschen kann.
  • Zusammenhang mit Studium
    Wie allgemein bekannt, hat das theoretische Universitätsstudium wenig mit der Praxis in einem Ausstellungshaus zu tun. Der normale Arbeitsablauf hat beispielsweise kaum etwas mit dem Verfassen einer Hausarbeit gemeinsam. Dennoch denke ich, dass das theoretische Wissen, sei es fächerspezifisch oder bezogen auf wissenschaftliches Arbeiten, sehr wohl von Nutzen ist. Je nach Spezialisierung im Studium oder der Tätigkeit danach kann man seine Kenntnisse einbringen. Wenn Texte z.B. für einen Katalog verfasst werden müssen, ist dies einer Hausarbeit doch sehr ähnlich, oder Ausstellungen sind einfacher zu organisieren, wenn das entsprechende thematische Wissen vorhanden ist. Ich denke, es kommt darauf an, sein theoretisches Wissen mit der Praxis zu verknüpfen.
  • Erwartungen / Erkenntnisse
    Meine Erwartungen an das Praktikum haben sich zu meiner vollen Zufriedenheit erfüllt. Ich konnte viel eigenständige Arbeit leisten und wurde wie eine Mitarbeiterin behandelt. Der Umgang der Kollegen mir gegenüber war stets sehr freundlich und zuvorkommend.

Es hat mir Spaß gemacht, in verschiedenen Bereichen zu arbeiten und z.T. sehr unterschiedliche Aufgaben erledigen zu können. Meine Vorstellung von meinem späteren Berufsbild konnte sich erstens durch die verschiedenen Arbeitsbereiche, aber auch durch sehr interessante Gespräche mit anderen Mitarbeitern präzisieren.

Katja Vobiller
katjavobiller@gmx.de